Definition Mensch: Schach dem Mensch

Gerade habe ich eine Diskussion im Schach-Forum gelesen, in der es um die Frage ging, ob es ein Unterschied ist, gegen einen Menschen oder gegen einen Schachcomputer zu spielen. Nun, ich bin kein Schachspieler – auch wenn ich es sehr gerne lernen würde – und ich bin eigentlich überhaupt kein großartiger Spieler, aber diese Diskussion fand ich sehr anregend.

Natürlich ging es auch um die Frage, ob die Rechenleistung eines PC’s die Schach-Qualität verbessern würde und warum viele Schachprogramme so schlecht schlecht spielen können. Immerhin wollen Schach-Schüler auch auf Ihren Level einen interessanten Gegner!

Interessant fand ich die Äußerungen, dass die Schachcomputer zu schnell ziehen und ein Gegenspieler sich dadurch unter gesteigerten Druck gesetzt fühlt. Ein anderer Schachspieler äußerte, dass man ja gerade durch die Fehler des Gegenspielers seine Strategie festlegt. Auch das Wesen des Gegenspielers, dass man in kleinen Gesten erfaßt, spielt beim Schachspiel scheinbar eine Rolle. Wie gesagt: Ich bin kein Schachspieler und kann das nur schwer einschätzen, aber aus meinen beruflichen Alltag kann ich bestätigen, dass Kollegen einen Druck empfinden, sobald ein scheinbar besser ausgebildeter Kollege am PC neben Ihnen sitzt. Sie meinen, dass man besonders schnell am PC sein müßte…

Eine Reise zum Mars oder in entfernte Galaxien wird mit Sicherheit sehr computerisiert ablaufen. Natürlich sind Menschen nicht in der Lage, komplexe Berechnungen in der Zeit durchzuführen, wie dies ein Computer kann und es wohl auch notwendig ist. Aber ich stelle mir vor, dass es vielleicht auch sinnvoll werden kann, die Computer zu verlangsamen. Ja, eben nicht Informationen in dem Tempo vorzugeben, wie es eine Maschine wohl könnte! Auch das Tempo gibt eine Wertigkeit von Informationen vor, zwingt den Menschen entsprechend zu priorisieren, Strategien festzulegen. Aber eine Strategie, die durch Rechengeschwindigkeit einer Maschine vorgegeben wird, ist nicht automatisch die richtige Strategie! Gerade in komplexen Vorgängen, die ein Raumflug sein wird, ist das Abstimmen der “Level” auf den Menschen eine eigene Aufgabe.

Foto v. Schachfiguren

Das Wesen einer Maschine ist “Schnelligkeit” – es suggeriert dem Menschen, dass er langsam ist. Aber schon aus den Erfahrungen des Piloten Pirx lernen wir, dass es manchmal sinnvoll sein kann, eine Fliege im Cockpit zu jagen oder den Klang einer Maschine zu lauschen. Das sind Faktoren, die eine Maschine nicht kalkuliert. Oder doch kalkuliert: mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:100000000. Und prompt ist die Cola in die Tastatur gelaufen….

Stellen Sie sich vor, der Landeanflug auf dem Mars geschieht prompt dann, wenn die Stürme aus den Großen Seen über den Planeten jagen, feinste Sandstäube reflektieren den heißen Lenkstrahl der Backbord-Turbine in die Ummantelung und die darunter liegenden Sensoren melden Triebwerksbrand. Gott bewahre! Aber schon bemißt der Computer, die Abweichung vom Landeplatz, den Verlust an Treibstoff, bietet die Korrektur der Sinkgeschwindigkeit an, Ballast wird auf der Steuerbordseite zum Abwurf angeboten, etc, pp. Alles wird auf einer Monitorwand angezeigt, alle Zahlen liegen aufbereitet in ca. 7 Sekunden vor und der Pilot braucht nur noch die Entertaste drücken…. Normalerweise hätte man einfach nur den Feuerlöscher geholt und festgestellt, dass es garnicht brennt.

Wie dem auch sei: Nicht das ich hier naiv erscheinen möchte (obwohl eine gewisse Naivität für den Menschen manchmal sicherer sein könnte) – vielmehr hoffe ich, dass zukünftige Computer “mensch-gerecht” ausgelegt werden. Es wäre wirklich unglücklich, wenn die Menschheit zu “schnell” in die berechnete Katastrophe fliegt. Eben Schach dem Mensch.


Autor: Mathias R. Ludwig

MCSE, MCITP, MCDBA, RHCT, CompTIA, ITILv3, AdA, VWA Ökonom, Dipl.SozArb., Kfz-Mechaniker, Panzer-Mechaniker/-Fahrer (HptGefr), Stanislaw Lem und Linux Fan, Feuerpferd.

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